Essays, Reden, Kommentare

Essay
Über die Verantwortung der vierten Gewalt

Von Verantwortung ist schon im Grundgesetz (GG) im ersten Satz der Präambel die Rede, also an hervorragender Stelle. Dort ist es das Deutsche Volk, das Verantwortung übernimmt, und zwar sehr weitreichende: Dem Frieden der Welt dienen! Dass man für etwas verantwortlich sein soll, findet auch das Bürgerliche Gesetzbuch, zum Beispiel füreinander in ehelichen Gemeinschaften. Eltern sind für ihre minderjährigen Kinder, Beamte für die Rechtmäßigkeit ihrer Handlungen, Vorstände für ihre Unternehmen, jede Führungskraft, jeder Trainer, jede Aufsichtsperson ist für etwas verantwortlich. Vor allem aber hat jeder Mensch für andere, nahestehende, fremde, sich selbst und zugleich für die ganze Welt Verantwortung predigen viele. „Gerade in der Achtung des Menschen für sich selbst zeigt sich sein Verantwortungsbewusstsein für die Schöpfung“ (www.vatican.va, gecrawlt am 31.01.2011). 
„Die Worte hört ich wohl, allein mir fehlt der Glaube.“ Wo sind denn in der Kirche die vielen, die den Finger heben, um sie zu übernehmen, z. B. beim Schänden von Kindern? 

Die Suche nach der Verantwortung
Der Begriff Verantwortung entstammt ursprünglich dem Rechtsbereich und wurde dann im christlichen Sprachgebrauch auch als Rechenschaftspflicht des Menschen gegenüber Gott oder dem eigenen Gewissen ausgelegt. Dass heute weniger Gott, sondern mehr weltliche Richter Rechenschaft heischen, hat sich die Kirche wegen ihres verantwortungslosen Handelns selbst zuzuschreiben. Dem inflationären Gebrauch des Begriffes aber, tut das keinen Schaden. Das Monstrum Verantwortung wabert wie ein Gespenst durch die Welt, les- und hörbar aber nicht zu fassen zu kriegen. 
Ich sehe dieses geistige Wesen als typischen Abkömmling aus dem Fundus der menschlichen Sprache. Kaum der Kehle entlassen, tönt es in den Ohren anderer und flieht davon. 
  
Dabei ist von ihr, der Verantwortung besonders gern in höheren Kreisen die Rede (siehe oben). Von Politikern und Regierenden wird besonders gern auf die ihre hingewiesen. Aber auch hier fehlt es an denen, die sie tragen. Jene in der ersten Reihe delegieren sie in die zweite oder dritte oder lassen sie von der Zeit wegschaffen. Sie ist dann irgendwann nicht mehr da oder man entdeckt sie bei anderen oder noch lieber bei den Umständen. Um diese Verantwortungsflucht sicher zu stellen, hat die gesetzgebende Gesellschaft die Immunität erfunden. Theoretisch kann man sie aufheben und manchmal tut man es auch, wenn sich keine unerwünschten Folgen daraus ergeben. Nur jenes Beispiel, wo ein Minister, Kanzler oder Präsident für seinen Fehler bei uns persönlich haftbar gemacht wurde, fällt mir nicht ein. Ich meine wirklich persönlich, so wie der Busfahrer oder der Lokführer oder der Autofahrer. 
Und was ist mit der Verantwortung derer, die gerne darüber berichten? An vorderster Front sehe ich die, die wir jeden Tag, jeden Abend und jede Nacht in unser Wohnzimmer einladen: Unsere privaten und öffentlich rechtlichen (ÖR) Sender. Die erstgenannten kann ich ja noch mit gutem Gewissen abschalten, falls sie sich verantwortungslos ihrem Geschäftszweck widmen. Die zweitgenannten nicht, da ich Zwangsgebühren entrichte, was vom BVerfG gerechtfertigt wurde. Sie „dienen der Orientierungshilfe durch authentische, sorgfältig recherchierte Informationen“, haben die Robenträger geurteilt. Ein Mensch aber, der Orientierung ablehnt, würde verantwortungslos handeln. Ja, aber dienen sie wirklich? Und wachen die Karlsruher darüber, dass die Prämisse „authentische, sorgfältig recherchierte“ sichergestellt wird? Ganz sicher ist sich das BVerfG offensichtlich nicht. Immerhin erwägt es in der Urteilsbegründung die Möglichkeit, „sich gegen den eigenen Willen Informationen aufdrängen zu lassen“, auch wenn es meint, dass es dazu „vorliegend keiner Entscheidung bedarf.“ Ist das verantwortungsgerecht? 

Und wie sieht es in der täglichen Praxis aus?
ARD und ZDF werden in der öffentlichen Meinung als „Rotfunk“ beszeichnet, wie die NZZ (Neue Zürcher Zeitung) schreibt. Sie titelt „Der öffentlich rechtliche Rundfunk in Deutschland hat ein linkes Publikum.“ Der Beweis dafür ist eine aktuelle Studie des „Reuters Institute der Universität Oxford“, die im Ergebnis feststellt, dass die Zuschauer des öffentlich rechtlichen Rundfunks in Deutschland sich fast vollständig links der Mitte verorten. Das kontrastiert damit, dass die Programmgrundsätze die ARD verpflichten „das gesellschaftliche Meinungsspektrum möglichst umfassend und fair widerzuspiegeln“. Und das ZDF verspricht „man wolle die Vielfalt der in der Gesellschaft bestehenden Meinungen darstellen“. Da die Mehrzahl der Zuschauer sich aber für ein Programm entscheiden dürften, das zu ihren politischen Überzeugungen passt, kann man zu dem Schluss kommen, dass die Redaktionen von ARD und ZDF ein eher linkes Weltbild zeichnen, schreibt die NZZ.
Ein ähnliches Bild zeichnen die ermittelten Glaubwürdigkeitswerte in einer Studie, die die Bürgersicht in insgesamt acht europäischen Ländern ermittelte. In keinem Land sind diese so schlecht, wie in Deutschland. Der Vergleich mit z. B. der BBC zeigt, dass die anhaltende Kritik an den öffentlich rechtlichen Sendern in Deutschland berechtigt ist. Die BBC scheint also politisch ausgewogener zu berichten. 
Letztlich steht hinter der Studie des Reuters Institute die Frage, ob die öffentlich rechtlichen Sender in Europa ihrem gesellschaftlichen Auftrag gerecht werden, so wie es im oben zitierten Urteilsspruch des BVerfG vorausgesetzt wird. Das Ergebnis der Studie aber ist kein gutes Zeugnis für Deutschland, das sich den teuersten öffentlich rechtlichen Rundfunk der Welt leistet, finanziert mit vom gleichen Gericht gebilligten Zwangsabgaben, die, und das klingt wie Sarkasmus, schon durch die Empfangsmöglichkeit, nicht durch Leistung, berechtigt sein sollen. Nur gut, dass wir wenigstens nicht auch durch die Wirtschaft bereits für deren Angebote per Automatismus abgeschöpft werden. 
Dass verantwortungsbewusst, also ausgewogen im öffentlich rechtlichen Fernsehen berichtet wird, glaubt nur etwas mehr als die Hälfte der Zuschauer. Infratest Dimap berichtet, dass 55% der Bürger großes Vertrauen, 9% sehr großes Vertrauen haben. 
Im Umkehrschluss heißt das allerdings auch: Weit mehr als ein Drittel hält die Informationen, die von deren Medien verbreitet werden, generell für nicht oder wenig glaubwürdig - ein beachtlicher Prozentsatz für eine dem Gemeinwohl verpflichtete Institution. Dem ÖR Rundfunk bläst derzeit der Wind so stark ins Gesicht wie noch nie. In ganz Europa, aber auch in Deutschland ist die Kritik an den "Mainstream-Medien" im Allgemeinen und den öffentlich-rechtlichen im Besonderen häufig laut. Leonhard Dobusch, Universitätsprofessor für Betriebswirtschaft an der Universität Innsbruck stellt fest: „Natürlich betreibt der öffentlich-rechtliche Rundfunk Politik – genau wie alle anderen Medien auch. „dass sie mit ihrer Berichterstattung Politik betrieben, ist nicht neu, und wird immer so sein“. Das gelte für öffentlich wie für privat finanzierte Medien. 

Bemerkenswert ist alleine schon die Tatsache, dass der WDR sich gezwungen sah eine „Glaubwürdigkeitsstudie“ in Auftrag zu geben.
„Im Moment geht es für alle Medien wieder etwas aufwärts. Und das ist ein deutliches Signal dafür, dass unser Publikum regelrecht Vertrauensanker und verlässliche Quellen sucht.", jubelt Jörg Schönenborn zu den Ergebnissen der Studie, in der ein Plus von 5% verkündet wurde. Man lobt sich mal wieder selbst über die tolle Leistung, dass das Publikum die Glaubwürdigkeit suchen muss. Eine Alternative wäre sich zu fragen, warum es überhaupt so weit gekommen ist, dass das, was gemäß Verfassung staatsfern sein soll, den Ruf als Staatsfunk nicht los wird. 

Nicht wenige sehen die Ursache in der Zusammensetzung des Fernsehrates. Formal sind von 60 Mitgliedern nur 18 direkt von Regierungen entsandte Personen. Warum überhaupt so viele erklärt sich durch die Tatsache, dass Kultur Ländersache ist. Ungeschminkt aber stellt man fest, dass in den Aufsichtsgremien, die eigentlich ARD und ZDF kontrollieren sollen, "gesellschaftlich relevante Gruppen", auf Vorschlag der Landesregierungen berufen werden und deren staatsferne man daher bezweifeln darf. Aktuell kommen die Fernsehräte, neben den Vertretern der Landesregierungen, überwiegend aus der Politik, den Gewerkschaften, den Kirchen und weiteren wenig staatsfernen Vereinigungen. Dies sehen sogar Mitglieder des Gremiums kritisch. Leonhard Dobusch vom ZDF Fernsehrat sagt: Er selbst kritisiere auch, dass der ÖR und auch die Aufsichtsgremien „nicht staatsfern genug“ seien. So werde die Quote von einem Drittel aktiver Politiker im ZDF-Fernsehrat „voll ausgeschöpft“ und hätten zudem viele der anderen Mitglieder einen „starken politischen Hintergrund“. Nur etwas mehr als zwanzig Mitglieder, also ein Drittel, kann man als wirklich staats- und parteiunabhängige Vertreter in dem bis 2020 berufenen Gremium ausmachen. 
Die geschriebene Verantwortung
Die vorgenannte, bemerkenswerte Aussage, die im Zusammenhang mit dem berechtigten Streit über die Alimentation des Staatsfernsehens publik wurde, lenkt mich auf das zweite Bein der Medien, die Presse. Der Präsident des Zeitungsverlegerverbandes, Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner, sieht kritisch auf die Öffentlichrechtlichen: "Deren Geschäftsmodell besteht darin, dass das Geld vom Gebührenzahler kommt, und das wird in regelmäßigen Abständen ein bisschen mehr." Und im Gewand der unzureichenden Finanzierungsgerechtigkeit erscheinen dann, gleichsam als Nebenprodukt, die hären Bekenntnisse wie „welch wichtige Rolle das öffentlich-rechtliche Fernsehen für den Qualitätsjournalismus in Deutschland spielt, wie sehr die Presse das duale System bejaht und erhalten möchte und vor allem, wie groß deren Respekt vor den Leistungen der Journalistinnen und Journalisten von ARD und ZDF ist“. Tatütata!
Trotzdem bereitet ihm aber die Konkurrenz Sorgen! Nicht wegen möglichem Staatseinfluss, nicht wegen Volksgängelung oder „Rotfunk“ sondern: „da wir die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und die Balance des dualen Systems in Deutschland so erhaltenswert finden, machen wir uns große Sorgen um die strategische Ausrichtung der ARD. Denn das gefühlt kostenlose Angebot der ARD-Sender steht sonst neben einem zu bezahlenden Angebot der Zeitungsverlage. Warum sollte sich eine Leserin oder ein Leser für ein solches Bezahlangebot entscheiden?“ Die Sorgen betreffen also nur das Pekuniäre, nicht die Glaubwürdigkeit und Verantwortung! Während also das Fernsehen auf der einen Seite seine Unabhängigkeit mittels bestellter Studie zu propagieren sucht, streitet die Presse für ihre Marktanteile. 
Dabei ist sonst der freie Markt ein Lieblingsthema der Presse. Sie täte gut daran, die bessere eigene Leistung hervorzuheben, ihre oft plakatierte Unabhängigkeit und ihre Wahrhaftigkeit um sich mit marktwirtschaftlichen Mitteln zu behaupten, das bessere Angebot also!. Das kann sie aber nicht. Jeder Zeitungsleser weiß, dass zum Beispiel die „Süddeutsche“ eine andere politische Affinität hat als die FAZ. Sie sind parteiisch. Sie verfolgen bestimmte gesellschaftliche Richtungen und dies nicht zufällig. Es war, ist und bleibt so, dass der Journalismus seine Einflussnahme zu Papier bringt und dies mit mehr oder weniger Geschick. Es gibt Beispiele, wo quasi mit dem Holzhammer die Lesermeinung bearbeitet wird und andere, wo mittels weglassen, gewichten oder penetrieren von Nachrichten der gewünschte Eindruck hinterlassen wird. Da schrieb sich zum Beispiel ein Journalist der FAZ mit teils hereingezerrten, sich wiederholenden Aussagen über die AfD viele Monate die Finger wund, immer das gleiche Bashing, so als wenn er extra für diese Aufgabe abgestellt war, plump, penetrant und tendenziös. Als das andere Extrem in gleicher Zeitung fällt die eloquente, feine Art der Glossierungen vom Herausgeber „bko“ positiv auf. 
Das Spektrum der Meinungen unserer Presseorgane schillert mehr als jeder Regenbogen und mit dieser Vielfalt könnten sie mehr als unterhalten und bräuchten den Wettbewerb mit dem Bildschirmjournalismus nicht zu scheuen, auch digital nicht. Es braucht dafür aber etwas, was den Anderen auch fehlt: Verantwortungsbewusstsein! 

Es war einmal…
Die Möglichkeit Menschen mittels Informationen zu beeinflussen, ist so alt wie diese existieren. Und das gilt nicht nur für sie, sondern für alles Leben. Das Verbergen, Hervorheben und Täuschen ist Teil der Welt. Wir Menschen haben aber die Besonderheit, nicht nur dem Reflex der Sinne oder den Errungenschaften der Evolution zu folgen, sondern auch ein Bewusstsein. Wir müssen nicht alles tun, was uns gerade einfällt, gefällt oder auffällt. Wir können auch verantwortungsbewusst verzichten. Und gerade jene, die in der Demokratie die Macht in Händen haben, verdienen diese nur, wenn sie diese gewissenhaft einsetzen. Und genau das fehlt den Medien. 
Natürlich ist Egoismus in allen Bereichen des Daseins evident. Das fängt schon ganz oben, in der Politik an und ist in der gesamten Natur lebensnotwendig. Wenn sich jeder um sich selbst kümmert, ist für alle gesorgt, heißt es. Jedoch ist dort, wo Macht und Ego zusammenfallen Despotismus und nicht Demokratie. Wer mit Macht ausgestattet wird, hat zugleich auch die Pflicht. Dafür gibt es sogar in der Tierwelt Beispiele und sollte in der Zivilisation selbstverständlich sein. Schon ganz unten, in der Familie, gilt der Grundsatz, dass Macht und Pflicht zwei Seiten einer Medaille sind, er ist in der Verfassung verankert und eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Eigentlich. 
Bekanntlich aber fängt der Fisch am Kopf zu stinken an. Die Beispiele, wo aus Eigeninteresse Schindluder mit der Macht getrieben wird, haben Konjunktur. Das darf aber nicht zur Folge haben, dass wir uns an diesen Gestank gewöhnen. Das schlechte Beispiel des Führungspersonals, in den Parteien, in den Verbänden und Kirchen muss nicht auch noch von der vierten Macht kopiert und vom Volk wie selbstverständlich akzeptiert werden. 
Verständlich ist. dass die Medien ihren Kunden nach dem Mund reden, in der Hoffnung dass diese dann ihre Leistungen kaufen. Diese Hinterlist ist aber zugleich kurzsichtig und schädlich, aber verantwortungsvoll schon gar nicht. Wenn sie ihre Berichte an den Mainstream anpassen oder ihn gar erzeugen, ähneln sie den Märchenerzählern irdischer und geistlicher Provenienz. Noch schlimmer wird es, wenn dies mit strategischer Absicht geschieht. Also nicht nur, um zu unterhalten oder Einnahmen zu generieren, sondern um zu manipulieren. Dann mutieren sie vom Eulenspiegel zum Jago. Der war auch geschickt genug, um seiner Intrige zum Erfolgsmodell zu verhelfen, und das ohne große Mühe, wie er selbst sagt. 
Wir, die Schafe 
Milosz Matuschek hat in gekonnter Manier die aktuelle Methode des „verführten Denkens“ beschrieben, die mit Hilfe der Medien in den Mantel der „Political-Correctness“ eingehüllt zum Alltagswerkzeug der modernen Rattenfänger wurde. Was ursprünglich unter dem Begriff Diplomatie daherkam, ist heute dem Brautschleier gleich das Versteck von lügenhaften Versuchungen und Versprechen. Mangels guter Argumente und mittels schäbiger Argumentation mit Beispielen kann man „ im Schutz einer folgsamen Schar von Moralisten leicht >recht bekommen<. Fakten sucht man sich wie Rosinen: Wer auf der vermeintlich richtigen Seite steht, für den gibt es nur einen Grund für den Klimawandel, aber dafür 60 verschiedene Geschlechter“, schreibt er und ergänzt: 
„Da der Hunger nach Feinden die Nahrung der Tugendwächter ist, brauchen sie ständig Nachschub an selbst provozierten Angreifern. So ruft der staatlich alimentierte Komiker Jan Böhmermann auf Twitter zum Sperren von missliebigen Accounts auf(und nicht nur der, unter Politikern gehört das Bashing der Konkurrenz zur Political Correctness), die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli skandalisiert öffentlich und hashtagwirksam, dass sie im Flugzeug auf Englisch angesprochen wurde, was sie als Beleg für Alltagsrassismus nimmt…, und unsere Medien drucken das, bieten sich also solchen Schund als Sprachrohr an, weil sie glauben den Schafen damit zum eigenen Nutzen verkaufbare Ware zu bieten, anstatt kritisch auf die Substanz zu sehen, was ihrer Verantwortung entspräche. Die heutigen medialen Tugendwächter sind keine Jakobiner. Sie sind Teil der Obrigkeit. Ihr Produkt gleicht dem der Schafe, die sich im Schutz der Herde zu blöken trauen, mutig im Schutz der Masse. Sexistisch ist dann, wer zweimal nach einem Date fragt und rassistisch, wer wissen will, wo jemand mit dunkler Hautfarbe herkommt. Unsere Medien haben demgemäß beschlossen, die Herkunft eines Beteiligten zu verschweigen, wo immer es geht, womit der Manipulation Tür und Tor geöffnet ist. Aber: „Verantwortlich ist man nicht nur für das, was man tut, sondern auch für das, was man nicht tut!“ 
Diese These wird dem chinesischen Philosophen Laotse zugeschrieben (3. Oder 4. Jh. Vor Chr.). 


Märchen für Erwachsene
Unter diesem Titel fragt Bernhard Pörksen, Medienwissenschaftler und Professor an der Universität Tübingen Immanuel Kant zitierend, was der Mensch eigentlich sei und formuliert unter Hinweis auf den «Spiegel»-Fälscher Claas Relotius: „Der Mensch ist das Wesen, das die Lüge liebt, bestätigungssüchtig, gefangen im Kokon der eigenen Vorurteile, von denen er auch dann nicht lassen will, wenn sich die Realität längst laut dagegen sperrt.“ 
Ich widerspreche dem nicht, aber mit Blick auf die Medien reicht das nicht. Neben dem schon angesprochenen Mangel an Verantwortung kommt noch der an Gewissenhaftigkeit hinzu. Man setzt sich über alle Sittlichkeit hinweg, nur um sich dem Publikum anzudienen. Geschäft ist alles, egal wie. 
Das Wort Lügenpresse hassen die Medien wie der Teufel das Weihwasser. Ist aber das Entsetzen über diesen Ausdruck, das mindestens so heftig ausbricht wie bei H+H (Hass und Hetze), wirklich unverdient? Ein Beispiel:
In der Wissenschaft ist bekannt, dass Methan grundsätzlich um das zigfache treibhauswirksamer ist als CO2! Das norwegische Forschungsschiff Helmer Hanssen ist daher den Klimagasen auf den Grund gegangen. Dabei wurde Im Nordpolarmeer gemessen, dass der Methangehalt des Wassers dort um ein Vielfaches höher als der normal durchschnittliche ist. Der „Tagesspiegel“ berichtet, dass zugleich der dortige CO2-Gehalt der Luft viel geringer als üblich ist und dadurch der Klimaeffekt saldiert wird. Die Überschrift des Artikels in der Zeitung weist aber nicht auf CO2 Reduktion hin, sondern lautet „Methan aus dem Meeresgrund heizt das Klima doch nicht auf“. Wenn also zwei Einbrecher einen Raub begehen und fliehen, der eine von denen die Juwelen an sich nimmt und wieder zurückbringt, hat auch der andere nicht gestohlen? Warum diese Manipulation flüchtiger Leser mit der Überschrift? Würde es richtigerweise heißen „weniger CO2 vor Spitzbergen“, käme dies einer partiellen Entwarnung des Klimanotstandes gleich. Da aber Katastrophen im Qualitätsjournalismus den Verkauf der Zeitung antreiben, wäre dies kontraproduktiv. 
Ein weiteres schönes Beispiel für Medienqualität schilderte kürzlich Susanne Gaschke, Journalistin, Autorin, Publizistin, SPD Mitglied und ehemalige Oberbürgermeisterin von Kiel in ihrem Artikel „Empörungskultur“. Ihr, der man bei gegebener Parteimitgliedschaft eine Rechtsdrift wahrlich nicht vorwerfen kann, fiel die Nachlesesendung am 1. September 2019 zu den doppelten Landtagswahlen im Osten auf. Bei der ARD hatten sich alle Generalsekretäre der Bundestagsparteien versammelt, um dem in ihrer Mitte sitzenden AfD-Abgeordneten „klare Kante, klare Haltung, geraden Rücken… also klare Abgrenzung zu zeigen“. Susanne Gaschke stellt dazu fest: „Und es wurde dann eine klare Ausgrenzung. Natürlich kann man Leute einerseits anschreien und andererseits auf nichts von dem eingehen, was sie sagen – das ist zweifellos gut für das linksliberale Gewissen. Leider hat aber die ostentative Herablassung gegenüber den nichtswürdigen Subjekten (vulgo: AfD-Wählern) keinerlei positive Wirkung. Wohlfeile Dauerentrüstung fordert vielmehr eine sehr normale menschliche Reaktion heraus: Trotz“. 
Anlässlich des nun entstandenen allseitigen Gepöbel mit den Worten „Hetze“ und „Hass“ (H+H), die natürlich nur bei den Anderen auftauchen, immer, wenn es jemand wagt anderer Meinung zu sein als man selbst, und die man am besten verbieten müsste, erkennt der Bürger die Schwäche der Scharlatane und kommt zu der Überzeugung, dass die politischen Zauberlehrlinge die Geister nicht mehr los werden, die sie selbst gerufen haben.

Der Chefredakteur der „NZZ“, Eric Gujer, hat dazu unter dem Rubrum „Der andere Blick“ die Sicht aus der unabhängigen Schweiz beschrieben. Zusammenfassend kann man feststellen, dass die Eidgenossen sich über die Publizistik in Deutschland wundern und beschreiben offen, wie wenig „hilfreich“(Merkel-Vokabel) diese für die Demokratie in Deutschland ist. Gujer schildert mit vielen Beispielen wie die tatsächliche Verengung der Diskussion bei uns betrieben wird und belegt dieses durch den Hinweis, dass seitens einer Regierungsstelle die Medien per Telefonaufruf aufgefordert wurden, das Wort „Asyltourismus“ nicht zu verwenden, während die Wissenschaftsministerin zugleich beklagt, dass „bis in die Mitte der Gesellschaft hinein es heute das Gefühl gibt, man dürfe nicht mehr alles sagen. Laut einer Allensbach-Umfrage meiden 78 Prozent der Deutschen Aussagen zu bestimmten Themen. 
In ihrer Rede im Bundestag behauptet die Kanzlerin aber, dass es „natürlich in Deutschland Meinungsfreiheit gibt“. Eine gegenteilige Behauptung zur Faktenlage, regierungsamtlich als political correctness bezeichnet, ist oft erlebte Praxis aus dem Kanzleramt und in Wirklichkeit der Versuch, das Volk für dumm zu verkaufen. Als der jetzige Finanzminister einmal wagte die Wahrheit zu sagen, wurde er von der Kanzlerin öffentlich gerüffelt mit „so kommuniziert man das nicht.“ Unbequemes wird verdrängt nach dem Motto, es kann nicht sein, was nicht sein darf. Welches Selbstbild muss man haben, um heute noch zu glauben, dass 78% der deutschen Bevölkerung ihre Meinung ändert, in dem einfach nur eine (hoheitliche) gegenteilige Behauptung aufgestellt wird? Beseitigt man damit eine Überzeugung oder vielmehr die eigene Glaubwürdigkeit? 
In der o.g. Zeitung heißt es dazu: „Jahrelang war die CDU sogar stolz darauf, wie es ihr in Wahlkämpfen gelang, missliebige Sachverhalte aus der Diskussion herauszuhalten. Ihre Strategen erfanden hierfür das Wortungetüm «asymmetrische Demobilisierung». Vergeblich beklagten die Sozialdemokraten, mit welchem Talent Angela Merkel Themen umschiffte, die den Wählern auf den Nägel brannten. Und was machten unsere Qualitätsmedien? Sie halfen ihnen noch dabei, anstatt, was ihre Aufgabe wäre, die unterschiedlichen Ansichten widerzuspiegeln und selbst kontroverse Debatten voranzutreiben. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise verwandelten sie sich in ein Sprachrohr der Regierung und blieben taub für die Argumente von Merkels Kritikern. 

Wem also sollen die Menschen glauben? „Die Parteien sind mit sich und der Abwehr der AfD beschäftigt. Sie sind keine intellektuellen Kraftzentren mehr, sondern erschöpfte Vehikel der Mehrheitsbeschaffung. Zum ergebnisorientierten demokratischen Streit, der 2015/16 dringend nötig gewesen wäre, waren die Parteien der Mitte nicht in der Lage“. Die Opportunisten der CDU und CSU folgten kuschelnd und wortlos der Kanzlerin, und die Sozialdemokraten und Grüne übernahmen kritiklos Merkels Willkommenskultur in einem Moment, in dem viele Deutsche nach Alternativen verlangten. „Merkels «asymmetrische Demobilisierung», der Versuch also, die öffentliche Debatte möglichst stillzulegen, bildete den Höhepunkt dieses Dornröschenschlafes“ (NZZ). Angesichts dieses „Altparteienkartells“ einerseits und einer regierungsfolgsamen Medienlandschaft andererseits, war es höchste Zeit für die Gründung einer notwendigen Opposition. Es war gut für Deutschland, dass es einen mutigen Mann hatte (Lucke) und schlecht, dass die opportunistischen Parteien zu einem fairen Wettstreit unfähig und die Medien zu populistisch waren. Stillschweigen reicht nicht und ist Gift für die Demografie.  

Und die Medien heute? Sie beklagen sich über vom Mainstream abweichende Meinungen, über in sozialen Medien ausufernde Wortwahl, über mangelndes Interesse an ihren Produkten, über TV- Konkurrenz und das Anwachsen von Netflix, Twitter und Co. Ich nenne das „ein Benehmen wie ein Radfahrer: Erst umfahren und dann klingeln!“ 

(siehe auch: https://www.nzz.ch/feuilleton/schweigespirale-wenn-medien-rassismus-propagieren-ld.1529462?mktcid=nled&mktcval=124&kid=nma_2019-12-20) 
Gendenkkolloquium: Vostandsvorsitzender Ges.z. F. Meerestechnik                                  Malereiausstellung Marlis Kerschbaumer
Wer will sich schon mit Narrn befassen! 
Gewöhnlich glaubt der Mensch, 
wenn er nur Worte hört, 
es müsse sich dabei auch etwas denken lassen